Exzellenzcluster "Contestations of the Liberal Script" (SCRIPTS): “Objekte von weit her und nachhaltige liberale Identität – Die Infragestellung materieller Repräsentation in Nationalmuseen des globalen Nordens“
Das Exzellenzcluster „Contestations of the Liberal Script (SCRIPTS)“ untersucht als Forschungsverbund die gegenwärtigen Auseinandersetzungen um das Modell der liberalen Demokratie und Marktwirtschaft. Der Leitbegriff des „Skripts“ steht für ein Set von Ideen und Institutionen für die Organisation von Politik und Gesellschaft. Das besondere Merkmal des liberalen Skripts ist das Prinzip der individuellen Selbstbestimmung. Das Hauptziel von SCRIPTS ist es, zu verstehen, warum das liberale Ordnungsmodell trotz seiner politischen, wirtschaftlichen und sozialen Errungenschaften in die Krise geraten ist. SCRIPTS existiert seit 2019 und wird im Rahmen der Exzellenzinitiative von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bis Ende 2025 gefördert. Das Cluster ist an der Freien Universität Berlin angesiedelt und verbindet insgesamt acht Berliner Forschungsinstitutionen. Die Forschungsteams des Clusters setzen sich aus Doktorand*innen, Postdoktorand*innen und Professor*innen aus den Sozial- und Regionalwissenschaften zusammen. In den Bereichen Forschung und Wissensaustausch arbeitet SCRIPTS mit Forschungseinrichtungen in allen Weltregionen sowie mit Praxisinstitutionen aus Politik, Kultur und Gesellschaft zusammen. Darüber hinaus holt SCRIPTS renommierte Gastwissenschaftler*innen aus der ganzen Welt nach Berlin.
Aufgabengebiet:
Westlich liberale Länder versuchen in den letzten Jahren bewusst, durch die neuartige museale Ausstellung von “Objekten von weit her” ein nachhaltiges (zukunftsorientiertes) und daher “modernes” Image von sich selbst und ihren Beziehungen gegenüber „anderen“ zu präsentieren. Historische Muster gefühlter kultureller Überlegenheit sollen dabei bewusst durch ein Bild gegenseitigen globalen Respekts und kultureller Sensibilitäten ersetzt werden. Das Pariser Musée du Quai Branly sowie das Berliner Humboldt-Forum sind dafür zwei Beispiele.
Allerdings hat dies ungeahnte Konsequenzen. Die internationalen Diskussionen über Provenienz und über die moralische Verpflichtung ehemaliger Kolonialmächte, Kunstwerke und Artefakte zurückzugeben, die geraubt oder während Jahren kolonialer Dominanz und Besetzung über dubiose Kanäle erworben wurden, hat zu breiten und leidenschaftlich geführten öffentlichen Debatten geführt. Dabei geht es um Geschichte, historische Verantwortung, Diskriminierung und um die Neubewertung, mitunter auch Neu-Entdeckung vergessener und unterdrückter Erinnerung an die eigene (koloniale) Vergangenheit. Diese Debatten berühren nicht nur traditionelle Ausstellungs- und Museumspolitik, sondern auch internationale (kulturelle) Beziehungen. Sie sind Teil viel breiterer Debatten darüber, wie die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft westlicher Gesellschaften interpretiert und gesehen werden können.
Stellen diese kritischen Debatten eine besondere, an Objekten orientierte Infragestellung des liberalen Skripts dar? Dieser Frage soll dieses Projekt anhand folgender Leitfragen nachgehen:
1. Inwiefern beeinflussen, formen, spiegeln und verändern die öffentlichen Debatten über die Ausstellung bestimmter “Objekte von weit her” breitere gesellschaftliche Debatten und Diskussionen über die Geschichte und die gegenwärtige und zukünftige Identität liberal demokratischer Staaten sowie über deren Rolle in der Welt?
2. Inwiefern ist diese besondere diskursive Dynamik mit ihrem Netzwerk aus bestimmten nationalen und transnationalen Akteuren und Institutionen eine Infragestellung des liberalen Skripts (eine „Contestation“)?
Der methodische Fokus wird dabei auf Materialität (“Objekten”) liegen. Dabei sollen Case Studies aus dem liberal-demokratischen Globalen Norden (bspw. Deutschland, Frankreich oder Großbritannien) mit unterschiedlichen kontinentalen Perspektiven und Stimmen “der anderen Seite”, von der die Objekte stammen, kombiniert werden (bspw. Senegal und Mexiko).
Die Post-Doc-Stelle ist für Kandidat*innen der Sozialwissenschaften und der Geschichte offen. Der*Die Kandidat*innen entscheiden selbst über die genutzten Methoden und über die Länder Cases. Eine enge Zusammenarbeit mit den Research Units Temporality (Prof. Philipp Lepenies, Politikwissenschaft, Freie Universität Berlin) und (Re-)Allocation (Prof. Andreas Eckert, Geschichte and African Studies, Humboldt University Berlin) ist vorgesehen. Die Stelle ist Teil eines Projekts, an dem Principle Investigators unterschiedlicher SCRIPTS Research Units (Temporality, (Re-) Allocation and Borders) sowie mit anderen Partnern zusammenarbeiten. Diese Kollaboration soll den interdisziplinären Austausch und die Integration transkontinentaler Perspektiven erleichtern, die durch den*die Kandidaten*in allein nicht abgedeckt werden können. Ergebnis dieser Zusammenarbeit wird eine Reihe von Workshops und gemeinsame Publikationen sein.
Die*Die Post-Doc wird am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freie Universität Berlin angesiedelt sein und damit auch Teil des Forschungszentrums für Nachhaltigkeit (FFN).
Die Auswahl wird gemeinsam durch Prof. Lepenies and Prof. Eckert durchgeführt. Dabei gelten die SCRIPTS Diversity Rules & Guidelines:
https://www.scripts-berlin.eu/about-us/Diversity/SCRIPTS_-Diversity_-Rules-_- Guidelines1/index.html.
Die Stelle soll der akademischen Qualifikation des oder der Kandidat*in dienen (“zweites Buch”, Habilitationsäquivalent).
Bewerbungen sollten per E-Mail unter Nennung der Kennung als PDF-Datei (in einem Dokument: Lebenslauf, Kopien von Abschlüssen, Nachweis von Sprachkenntnissen. Darüber hinaus sollten Kandidat*innen in einem max. 2 Seiten langen Schreiben ihre
Motivation darlegen und bereits Ideen zu möglichen Länder-Cases und geplante methodische Ansätze äußern) an Prof. Dr. Philipp Lepenies an die Adresce
sustainability@polsoz.fu-berlin.de oder per Post gesendet werden.
Freie Universität Berlin
Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften
Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft
Exzellenzcluster "Contestations of the Liberal Script" (SCRIPTS) Herrn Prof. Dr. Philipp Lepenies
Ihnestr. 22
14195 Berlin (Dahlem)
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